Fall 6: «Sicherungs-Sünden»
Die beiden dynamischen Sicherungsgeräte - Tubes und HMS - versagen beide, wenn die Bremshand das Bremsseil hinter dem Gerät loslässt oder nicht richtig umfasst (nicht so die Leit- oder Sensorhand vor dem Gerät). Deshalb ist das «Bremshandprinzip» (immer mit der gleichen, stärkeren Hand bremsen) bei beiden Systemen ein oberstes Gebot.
Bei der HMS ist der am häufigsten gemachte Fehler (mit Totalversagen) der «Pinzettengriff» (Bild), der mit konsequentem Übergreifen aber gut umgangen werden kann. Ob die Bremshand dabei unten oder oben ist, spielt keine Rolle, denn die HMS bremst in beiden Positionen.
Die Bilder sind nicht gestellt.
Beim Tube kommt zu dieser Fehlerquelle (nicht ständiges festes Halten des Bremsseils) noch eine zweite dazu - ebenfalls mit Totalversagen: Das Nicht-Positionieren der Bremshand entgegengesetzt zur Zugrichtung! Dieses Gebot ist in der Praxis eigentlich gar nicht zu 100% umsetzbar, denn bei jedem Seilein- und ausgeben kommt die Bremshand kurz (oder oft eben länger) in die verbotene Position zu liegen. Selbst die neu proklamierte «Geräteline» funktioniert nur in der Halle einigermassen und ist am Stand letztlich undurchführbar. In einer Mehrseillängenroute, wenn die Hand unter der Bremse ist und die erste Zwischensicherung ausreisst, ist die Situation fatal, obwohl alles reflexartig richtig gemacht worden ist.
Und damit sind wir mitten in der hoch emotionalen Diskussion, welches der beiden Bremssysteme besser ist: Jenes mit zwei Möglichkeiten zum Totalversagen oder jenes mit nur einer?
Fazit: In der Halle und im Klettergarten Halbautomaten (Grigri, Matik usw) verwenden, da diese auch bei obenliegender Bremshand blockieren (die Bremshand muss das Bremsseil aber immer umschlossen halten!). Autotubes (Smart & Co) sind wohl etwas besser als reine Tubes, aber trotzdem abhängig von der Bremshandposition; sie bergen bei Nichteinhalten daher ein gewisses Versagenspotential. Auf Mehrseillängen mit Halb-/Zwillingsseilen ist die HMS nach wie vor eine gute Lösung.