Butterweicher Sulz vom Feinsten und fast menschenleer
–
heute (18.3.20) traf ich auf allerbeste Frühlingsverhältnisse!
:-((
Im Skitourenwinter 20 leider Ironie des Schicksals – und damit sind wir beim Thema:
Die Corona-Massnahmen des Bundesrates zielen darauf ab, die Kontakte innerhalb der Bevölkerung so zu reduzieren, damit sich die exponentielle Zunahme der Ansteckungen abflacht und 1-2 Wochen später die mittelschweren bis schweren Krankheitsfälle ebenfalls nicht mehr durch die Decke stossen. Deshalb dürfen keine «nahen» Klein- und Kleinstgruppen gebildet werden, nicht wegen der eigenen Ansteckung/Krankheit (die bei Gesunden eher unkritisch verläuft), sondern wegen jenen, die keine so robuste Gesundheit haben und deswegen hospitalisiert werden müssen. Das könnte unser eigentlich solides Gesundheitssystem rasch an den Rand des Kollapses bringen (→ Italien), denn die andern schwer kranken Patienten – für diese sind die Spitäler ausgelegt – sind ja auch noch da. Und niemand möchte dann die Triage vornehmen ...
Auf meiner heutigen Tour habe ich denn auch mit niemandem Kontakt gehabt, bin alleine im Auto gefahren, habe mich auf den Gipfel 50m entfernt hingesetzt. Im Aufstieg kreisten die Fragen und Möglichkeiten:
Prinzipielle Entlastungs-/Lawinenabstände (ist jedem Bergführer vertraut / setzt das auch durch)? Einzelne Anfahrt. Im Hotel nur Einzelzimmer. Keine engen SAC-Hütten! Beim Essen ist nur jeder 2.-3. Stuhl besetzt ...
Ja, mit viiiel Disziplin wär's möglich.
Doch: Vermutlich wird die Ausübung des Bergführerberufs in den nächsten Tagen definitiv verboten, denn unsere Tätigkeit sei eine «personenbezogene Dienstleistung mit nahem Körperkontakt», so das SECO. Ob eine solche Definition (im Winter) auf uns Bergführer zutrifft?
Aber: Wenn's so ist, dann ist das so, dann halten wir uns daran, es gibt andere, die härter getroffen werden. Und sollte Bergführen erlaubt bleiben, dann setzen wir einfach die oben erwähnten Vorsichtsmassnahmen pingelig genau um.
Ich melde mich wieder.
Fotos © Jürg Naegeli
Update Donnerstag 19.3.2020 um 20:15Uhr
«Bergführen und verwandte Tätigkeiten sind ab sofort schweizweit und in den Nachbarländern verboten.»
Jetzt ist es Tatsache und klar – und eigentlich bin ich fast etwas erleichtert:
Habe eben einen Bericht über die total überforderte Intensivpflegesituation in Italien gesehen, der unter die Haut gegeangen ist. Und da stellt sich mir mehr und mehr die Frage, ob es denn moralisch vertretbar ist, einem wunderschönen Hobby in einer heilen Bergwelt nachzugehen, während nur wenige km entfernt in Spitälern bis zur Erschöpfung gegen die Krise und um Leben gekämpft wird ...